Jakobsweg – Vorbereitung & Wissenswertes
Vorbereitung & Wissenswertes zur Planung für den Jakobsweg
Mit der Planung einer Pilgerreise ist es, wie mit jeder anderen Reise auch. Entweder Du lässt Deinen Urlaub vom Reisebüro planen, organisierst teilweise oder sogar von A-Z selber die Reise durch. Vielleicht bist Du der spontane Abenteuer Typ, fährst mit gepacktem Koffer zum Flughafen und schaust, wohin Du fliegen willst…
Am Wohlsten fühlten meine Freundin Nicole und ich mich in dem Wissen, selbst geplanter Etappen und vorab reservierter Unterkünfte. Somit machten wir uns direkt mit dem Abenteuer Jakobsweg vertraut. Spielraum für Spontanität Drumherum blieb allemal.
Hier kommen meine 9 Punkte über unsere Vorbereitungen für den Camino Portugues und Wissenswertes rund ums Pilgern:
Lauftraining
Für den Camino Portugues ist eine normale körperliche Fitness ausreichend. Wir haben auch gehbehinderte Pilger und Senioren getroffen, welche mit leichtem Tagesrucksack und in kürzeren Etappen pro Tag gewandert sind.
Zur Vorbereitung bin ich trotzdem Monate vorher regelmäßig im Wald meine Runden gegangen, was ich nur empfehlen kann.
Zum Einen, um Schuhe einzulaufen und zum anderen um die Muskulatur aufzubauen und das Herz-/ Kreislaufsystem zu trainieren. Gern auch mit etwas Gewicht am Rücken, also mit Rucksack laufen. Um sich nicht zu demotivieren reichen 4-5 Kg bei 8- 10 Kilometern, 1-2 x pro Woche.
Etappen Planung
Zur Planung unserer Tagesetappen haben wir uns an Kilometerangaben im Reiseführer und Online Kartenmaterial orientiert. Dabei haben wir von/ bis Unterkunft kalkuliert.
Tipp:
Onlinekarten berücksichtigen zwar Fußgänger, aber keine Pilgerwege. Die Reiseführer weisen nur die Kilometer bis zu den Herbergen aus. Es bleibt also eine gewisse noch zu laufende Differenz an Kilometern, die einkalkuliert werden sollte. Sonst werden aus geplanten 20 km schnell 24 km o.ä. … und die letzten Kilometer sind immer die schwierigsten.
Weiterhin summiert sich die Summe gelaufener Schritte bei der Suche nach Abendessen. Man benötigt grundsätzlich noch ein wenig Kraft, um ein Restaurant oder einen Supermarkt aufzusuchen.
Kleidung & Ausrüstung
Beim Pilgern sind die wichtigsten Ausrüstungsutensilien der Rucksack und Trekkingschuhe. Für beides sollte man sich beraten lassen bzw. vor dem Kauf gut informieren. Zu welchem Hersteller und Modell man greift, ist Geschmackssache. Es gibt empfehlenswerte Backpacks für schmalere Frauenschultern. Faltbare Trekkingstöcke haben mir zum Abstützen sehr geholfen. Damit die Zehen sich von Blasen und festen Schuhe erholen können, rate ich zu Trekkingsandalen. Obwohl ich kaum Kleidung und Ausrüstung dabei hatte, war es dennoch zu viel Gepäck. Einen Schlafsack, Zelt oder Isomatte benötigst Du nur, wenn im Freien bzw. in einer Herberge übernachtet wird.
Tipp:
ausschließlich Funktionskleidung mitnehmen, da leicht, schnell trocknend und geruchsarm. Gute Trekkingsocken mit Merino Wolle, die mehrere Tage getragen werden, soll Blasen verhindern. Auch Füße vor dem Laufen mit Hirschhorntalg eincremen, kann Blasenentstehung mindern.
Trekkingschuhe 1- 1 ½ Nummern größer kaufen. Die Füße schwellen tatsächlich extrem an. Hab ich auch nicht mit gerechnet. Ich fürchtete, über die zu großen Schuhe zu stolpern. Aber nein, die Füße füllen den Platz aus.
Jedes Teil was mit auf Reisen gehen soll, abwiegen und in einer Excel Tabelle auflisten. So behältst Du den Überblick über das Gewicht. Nicht vergessen: 1 Liter Wasser = 1 KG.
Zumutbares Gewicht in Kg: Körpergewicht geteilt durch 5. Dabei den Rucksackinhalt inkl. Rucksack Eigengewicht zugrunde legen. Maximal 20 bis 25 Prozent des eigenen Körpergewichts.
Unterkünfte alternativ zur Herberge
Ob es eine Albergue, also Herberge in meist gemischten Schlafsälen sein muss, um das wirkliche Pilgergefühl zu spüren, soll jeder selbst entscheiden. Für mich kommt das nicht in Frage, da ich Erholung eines guten Schlafs in der Nacht für die Pilgerleistung am Tag wichtig finde. In den Schlafsälen ist selten vor 23 Uhr Ruhe, vorausgesetzt, man kann Schnarchen und Ausdünstungen der Nachbarn ignorieren. Unter Umständen ist um 4 Uhr die Nacht wieder vorbei, wenn die Ersten aufstehen, um zeitig an der nächsten Albergue zu sein, weil diese selten im Voraus reserviert werden können. Privatsphäre sucht man hier ebenfalls vergeblich, kontaktfreudig sollte man sein. Einige Pilger möchten jedoch spontan entscheiden, ob sie einen Tag länger bleiben oder weiter bis zum nächsten Ort gehen. In voraus gebuchten Hotels ist das schwieriger.
Wir hatten diverse Arten von Unterkünften: kleine 2-3 Sterne Hotels, Pensionen, ein Appartement und Hostels.Gebucht hatten wir vorab online mit kostenloser Storno Option, was tadellos geklappt hat. Wir wollten uns auf dem Weg nicht mit dem Gedanken an eine Schlafmöglichkeit beschäftigen müssen, sondern das Laufen an sich, die Natur, die Begegnungen genießen.
Vielleicht hängt die Entscheidung auch vom Budget ab. Eine alte Pilger Regel sagt, wer sich an die traditionellen Etappen mit 25-30 km pro Tag hält, kommt mit 1 € pro gelaufenen Kilometer Kosten zurecht. Die billigsten Herbergen kosten 6 €, die teureren 12 €, die durchschnittlichen Preise liegen zwischen 8 und 10 € pro Bett und Nacht. Plus Frühstück.
Wir zahlten pro Übernachtung inkl. Frühstück zwischen 15 € und 37 € pro Person im Doppelzimmer mit eigenem Bad und Frühstück.
Verpflegung entlang des Jakobsweg
Je nach Art der Unterkunft starteten wir mit einem Frühstück in den Tag bzw. suchten das nächstgelegene Café für ein zweites auf. In Portugal waren die Backwaren etwas schmackhafter, aber grundsätzlich darf man bei max. 3 Sterne Unterkünften kein üppiges erweitertes kontinentales Frühstück erwarten, dass bis Mittag satt macht.
Es gibt an den Pilgerstrecken Bistros und Supermärkte, doch oft gingen wir lange durch Wohngebiete, Felder oder Wald, ohne jede Versorgungsmöglichkeit.
Tipp:
Stets 1/2- 1 Liter Wasser dabei haben. Nüsse bieten sich aufgrund der reichlichen Nährstoffe an, sowie Bananen und Energieriegel.
Die Restaurants am Camino in Portugal am Meer bieten fangfrischen Fisch an.
Wer den nicht mag oder zu teuer findet, hat es mit Alternativen schwer. Die Bistros und Restaurants haben sich auf internationale Pilger eingestellt und bieten am Jakobsweg in Spanien hauptsächlich Fastfood an: Burger, fettige Wurstwaren, Pommes Frites, Sandwiches, Baguettes.
Tipp:
Die Herausforderung besteht im Lesen und Verstehen der Speisekarten. Am besten vorher die portugiesischen & spanischen Küchenklassiker recherchieren. Die Restaurants machen i.d.R. erst ab 20 Uhr auf. Für müde, hungrige Pilger viel zu spät. Entweder nachmittags noch eine Zwischenmahlzeit einbauen oder im Supermarkt einkaufen und selber kochen. Im Appartement oder Hostel ist dies meist möglich und recht gesellig.
Wir gaben für Essen und Trinken 15 € pro Tag/ Person aus.
Ist Sicherheit ein Problem?
Beim Thema Sicherheit auf dem Jakobsweg ist es wie immer im Urlaub: sei Wachsam!
Taschendiebstahl haben wir nicht bemerkt, aber in größeren Städten im Gedränge kommt das sicher vor. Wir haben eine junge Frau kennengelernt, die im Supermarkt ihren Personalausweis verloren hat.
Tipp:
Dieses Missgeschick kann verhindert werden, wenn man eine kleine Geldbörse für Einkäufe separat von wichtigen Dokumenten, wie Flugtickets & Ausweis, aufbewahrt. Von Dokumenten habe ich immer eine Kopie dabei. Den Rucksack haben wir unterwegs niemals alleine stehen lassen, sondern bei Pausen mitgenommen oder abwechselnd aufgepasst.
Die Situation als Frau auf dem Jakobsweg unterscheidet sich nicht wesentlich von der des Mannes. Wir haben keine Situation als beängstigend oder bedrohlich empfunden. Keine allein reisende Frauen, die wir sprachen, hat schlechte Erfahrungen gemacht.
Durchaus Gedanken um die Sicherheit darf man sich in Punkto Unfälle machen. Nicht nur die befahrenen Straßen, an denen man entlang läuft oder die überquert werden müssen sind gefährlich, sondern auch mancher Pfad. Oft pilgerten wir über Steine und Geröll, die vom Regen glitschig waren oder über abschüssige Schotterwege. Ich bin auf einem nassen Gully Deckel am Hang ausgerutscht. Obwohl mich das Rucksackgewicht nach Hinten zog, konnte ich mich gerade noch fangen. Wer stürzt und unglücklich fällt, für den ist unter Umständen der Jakobsweg vorbei.
Gesundheit geht vor
Starke Sonneneinstrahlung, Regen und 7-8 Stunden täglich laufen setzen dem Körper ordentlich zu. Pilgern ist kein Spaziergang.
Tipp:
Sonnencreme, Kopfbedeckung und Wind- und Regenschutz sind Pflicht.
Doch Du solltest auch Deine Grenze kennen und im Zweifel eine längere Pause im Cafe´ machen. Wir machten die leidvolle Erfahrung, dass es besser ist, den Bus oder ein Taxi zu nehmen, bevor gar nichts mehr geht und nur noch eine Infusion im Krankenhaus hilft. Erleichterung schafft auch der Gepäckservice, der vor Ort gebucht werden kann, sofern man die nächste Unterkunft schon kennt. An der Rezeption oder auch online erhält man Auskunft. Besonders die ältere Generation oder körperlich eingeschränkte Pilger können den Weg so ohne Last genießen.
Beste Reisezeit für den Camino Portugues
Ende Mai bis Ende Juni oder September bis Oktober, dann ist es nicht so warm, die Temperaturen liegen im Tagesdurchschnitt zwischen 18° und 23° Grad Celsius, es regnet weniger. Galizien ist eine der regenreichsten und kühlsten Regionen Spaniens und die Jahresdurchschnittstemperatur in Porto beträgt auch gerade mal 14,5 °C. Die Unterkünfte sind in der Nebensaison aber günstiger und die Wege sind nicht so überlaufen.
Den Weg finden
Der Jakobsweg ist durch eine Jakobsmuschel oder gelben Pfeil gekennzeichnet. Manchmal wird daraus ein Suchspiel.
Die Markierungen sind angebracht an Bäumen, Häusern, Mauern, Straßenlampen, Straßenschildern und auf dem Boden. So manches Mal weisen Einheimische den suchenden Pilgern den Weg.
Mit dem Pilgerpass, der in Unterkünften, Cafés, beim Roten Kreuz oder in Kirchen abgestempelt wird, kannst Du belegen, dass Du die Etappen tatsächlich gepilgert bist. Bestellen kann man den Pass unter anderem bei der Deutschen Jakobus Gesellschaft.
Wer die letzten 100 Kilometer zu Fuß (Radpilger 200 Kilometer) bis Santiago de Compostela unterwegs ist und vollzählige Stempel nachweisen kann, bekommt eine Urkunde.
Erleuchtung?
Pilgern – Abgeleitet aus dem Lateinischen:
„per agrum“= über Land bzw.
„peregrinare“ = pilgern, wandern.
Das Pilgern ist eine lange Tradition verschiedener Religionen mit entsprechend vielen Pilgerwegen. Ebenso eine Wallfahrt, bei der das Anliegen, die Dauer und ein Ziel klar definiert wird. Spontane Begegnungen und Ereignisse unterwegs zeichnen dagegen das Pilgern aus. Ob Du Erleuchtung suchst, Spiritualität, Abstand vom Alltag brauchst, körperliche Herausforderung suchst oder einfach gern wanderst, ist einzig Dir überlassen.
Das Ziehen von Ort zu Ort, die Bewegung in der Natur und der besonderen Atmosphäre bei Ankunft an heiliger Stätte, sind Balsam für Körper und Geist.
Wer pilgert, trifft Menschen, die er vielleicht nie getroffen hätte und entdeckt Orte, die eine persönliche Bedeutung erhalten und an die er sonst nie gekommen wäre.
Das macht eine Pilgerreise auch heute noch zu einem Abenteuer, egal aus welcher Motivation heraus man sich dazu entschließt.
Der Weg ist das Ziel.
Möchtest Du genauere Informationen zu unseren Etappen und über unsere Erlebnisse erfahren und Dir die tollen Bilder vom Camino Portugues anschauen? Dann bist Du hier richtig.
Meine Packliste und Tipps für Dein Gepäck habe ich Dir in diesem Blogpost zusammen gestellt.